Ihren Namen erhielt die Christuskirche 1970, aber ihren Platz in Zieverich, parallel mit der Ostseite am Erftflutkanal gelegen, hat sie seit 1893. Die Industriellen Valentin Pfeifer und Eugen Langen, Gründer der gleichnamigen Zuckerfabrik, stifteten das heutige Grundstück für den Bau der Kirche, die 1895 erstmals eingeweiht wurde und seitdem als die erste repräsentative evangelische Kirche im Kreis Bergheim gilt. Die an Mitgliedern große Gemeinde blickt, seit 1903 selbständig, auf eine weit über hundertjährige Geschichte zurück, die eng verbunden ist mit ihrer Kirche, die 1944 vollkommen zerstört und 1951 nach Wiederaufbau erneut geweiht wurde. 1962 erfolgten der quadratische Anbau südwestlich vom Chorraum sowie der Neubau der Chorwand. Ihr erster Architekt, Ernst Paul Dorn (1852-1913), Hamburg, ließ sie ganz im Jugendstil errichten, wobei der für den Neubau verantwortliche Architekt, Karl Sander, Bedburg, seine Planung stark am Vorgängermodell orientierte. Heute im Grundriss als „L“-Format, damals ein Rechteck, aber generell als weiß verputztes Haus Gottes konzipiert mit über 200 Sitzplätzen. Der Eingang liegt in einem steilen Frontgiebel an der Aachener Straße 1, darin sitzt ein dominantes Rosettenfenster, dessen Verstrebungen Sternstrahlen imitieren und in additiven Glasfarben leuchtet. An der linken, nordwestlichen Seite ist der Glockenturm mit hochaufragendem, schieferbesetzten Spitzhut halb eingeschoben in das Kirchenschiff. Geht der Blick von der Eingangstür in den Saalbau, führt er vom spitz aufsteigenden, mit Holzdielen vertäfelten Satteldach, geradeaus zur Altarwand, die dem Rosettenfenster gegenüber liegt. Das darin eingelassene Betonglasfenster, das die Hälfte der Front ausfüllt, ist das Herzstück des spirituell angelegten Kirchraumes. Gestaltet 1962 von Hilde Viering (1898-1981), Düsseldorf, funkeln unzählige rote und blaue Sprenkel, in ihrer ruhenden wie auch lebendigen Wirkung unterstützt vom Tageslicht, neben den zentral angelegten Symbolen des Kreuzes und der Friedenstaube, die farblich in Weiß und Lila abgesetzt sind. Lassen wir den um drei Stufen erhöhten schlichten Altarbereich mit Ambo und Taufstein hinter uns, sehen wir, den Innenraum links und rechts flankierend, die von Johanna L’Hoest (*1937) dezent im Rechteck gehaltenen schmalen Seitenfenster. Jedes dieser vierzehn Elemente variiert das Sternenmotiv mit meist in Blautönen gefassten Ornamenten. Hoch aufragend und im direkten Blickfeld auf die Empore, schließt der Rundgang mit der 2009 eingebauten Kleuker-Orgel, gebraucht erstanden mit 16 Registern und nahezu tausend Pfeifen, ist sie im Gottesdienst ein stets wiederkehrendes Klangerlebnis.                            

01.07.2021 Johannes Wein